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Schwerkrafteinflüsse könnten Sonnenaktivität bremsen – Neue Modellrechnungen zeigen, wie Venus, Erde und Jupiter periodisch Einfluss auf das Magnetfeld der Sonne nehmen und dabei das solare Maximum abschwächen könnten.
Subtile Effekte mit potenziell großer Wirkung
Eine neue Studie von Frank Stefani und seinem Team am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf untersucht den möglichen Einfluss planetarer Gezeitenkräfte auf die Aktivität unserer Sonne. Obwohl die Schwerkraft der Planeten im Vergleich zur Sonnenmasse gering ist, könnten sich ihre kombinierten Effekte messbar auswirken – insbesondere während der aktiven Phase des Sonnenzyklus.
Modell: Alpha-Dynamo empfänglich für äußere Einflüsse
Bereits 2016 postulierten Stefani und Kollegen, dass nicht der zentrale Dynamo im Sonneninneren, sondern der Alpha-Dynamo nahe der Sonnenoberfläche sensibel auf äußere Impulse reagiert – etwa auf den wechselnden Schwerkrafteinfluss durch Konjunktionen von Venus, Erde und Jupiter.
Laut Modell entsteht dadurch ein periodischer Schub, der den bekannten elfjährigen Sonnenzyklus mitprägt. Zudem lassen sich auch langperiodische Schwankungen von rund 193 Jahren aus der planetaren Bewegung ableiten.
QBO-Zyklus als Schlüssel zur Sonnenruhe?
Die Studie geht nun noch weiter: Im erweiterten Modell konnten die Forscher auch die sogenannte Quasi-Biennale Oszillation (QBO) mit einer Periode von etwa 1,7 Jahren nachbilden – eine bislang rätselhafte, kurzperiodische Schwankung im Magnetfeld der Sonne.
Diese Oszillation wird mit Ereignissen wie erhöhter kosmischer Strahlung an der Erdoberfläche in Verbindung gebracht. Die im Modell erzeugten Oszillationen zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit realen Beobachtungen.
Dämpfung des solaren Maximums durch planetare Takte
Besonders spannend: Die QBO scheint im Modell das solare Maximum zu dämpfen. Die Magnetfeldstärke steigt zwar wie erwartet an, erreicht aber keinen scharfen Gipfel, sondern flacht aufgrund der QBO ab. Statt eines einzelnen Peaks entstehen zwei Phasen erhöhter Aktivität – ein Effekt, den man auch in realen Sonnenzyklen beobachten kann.
„Diese Dämpfung könnte erklären, warum unsere Sonne im Vergleich zu anderen sonnenähnlichen Sternen relativ ruhig ist“, so Stefani. Selbst in ihrer aktivsten Phase ist die Sonne deutlich weniger explosiv als vergleichbare Sterne – ein potenziell lebensfreundlicher Vorteil für die Erde.
Kritik und Kontroverse
Das Modell bleibt in der Fachwelt nicht unumstritten. Einige Forscher bezweifeln, dass die geringen planetaren Gezeitenkräfte ausreichen, um einen signifikanten Effekt auf den solaren Dynamo auszuüben. Andere kritisieren die Datenauswahl oder methodische Details.
Stefani betont jedoch die stetig wachsende Zahl an beobachtbaren Übereinstimmungen mit realen Sonnenzyklen – ein Argument für die Relevanz des Modells.
Fazit: Sollte sich der planetare Einfluss auf die Sonnenaktivität bestätigen, wäre dies nicht nur ein bemerkenswerter astrophysikalischer Zusammenhang – sondern auch eine Erklärung dafür, warum die Erde ein vergleichsweise stabiles Klima aufweist.
Quelle: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Studie: Solar Physics, 2025
DOI: 10.1007/s11207-025-02521-0