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November 20, 2024Netzbildende Wechselrichter: 30 Prozent Durchdringung als pragmatische Lösung
Berlin, 19. November 2024 – Netzbildende Wechselrichter gelten als Schlüsseltechnologie, um die Stabilität eines Energiesystems sicherzustellen, das vollständig auf erneuerbaren Energien basiert. Auf der von Conexio PSE und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) ausgerichteten Tagung „Qualität von PV-Anlagen und Batteriespeichern“ in Berlin diskutierten Branchenexperten und Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums die nächsten Schritte zur Systemstabilität.
Die Herausforderung: Fehlende Momentanreserve im erneuerbaren Energiesystem
Am 14. Mai 2024 lieferten erneuerbare Energien 117 Prozent des Strombedarfs in Deutschland. Doch die Trägheit, die früher Synchrongeneratoren aus fossilen Kraftwerken bereitstellten, musste durch Nachbarländer wie Frankreich und Polen gedeckt werden. „Ohne diese Trägheit hätten wir ein Problem mit der Momentanreserve gehabt“, erklärte Bernd Engel, Professor an der TU Braunschweig, auf der Veranstaltung.
Netzbildende Wechselrichter sind entscheidend, um diese Trägheit in einem System mit hoher erneuerbarer Durchdringung zu ersetzen. Ohne sie droht bei Netzstörungen das Risiko einer Netzauftrennung, wie es 2021 zwischen Frankreich und Spanien zweimal der Fall war.
Roadmap zur Systemstabilität: Schrittweise Einführung ab 2025
Die vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte „Roadmap Systemstabilität“ sieht vor, dass Momentanreserve ab 2025 marktgestützt beschafft wird. Alexander Folz, Regierungsdirektor im Ministerium, betonte: „Alle Anlagen müssen stabilitätskonform sein. Keine darf das System schwächen.“ Anlagenbetreiber können von wirtschaftlichen Anreizen profitieren, bevor die Anforderungen über die Technischen Anschlussrichtlinien verpflichtend werden.
Große Batteriespeicher und neue Photovoltaikkraftwerke mit Speichern gelten als ideale Kandidaten, um Momentanreserve zu liefern. Diese können sowohl positive als auch negative Momentanreserve bereitstellen und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Netzstabilität.
Pragmatismus: 30 Prozent Durchdringung reichen aus
Bernd Engel verwies auf Ergebnisse des Forschungsprojekts „Netzregelung 2.0“, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde. Demnach genügt es, wenn etwa ein Drittel der Anlagen netzbildende Eigenschaften aufweist. „Nicht jede Anlage muss netzbildend sein. Das Ziel sollte pragmatisch sein, um wirtschaftliche und technische Machbarkeit zu gewährleisten“, so Engel.
Zukunft der Systemstabilität
Netzbildende Wechselrichter bleiben ein zentraler Bestandteil eines vollständig erneuerbaren Energiesystems. Die Einführung über marktgestützte Modelle, die schrittweise verpflichtend werden, schafft eine Balance zwischen Innovation und Stabilität. Experten wie Engel sehen besonders in Batteriespeichern und modernen Photovoltaikkraftwerken eine Schlüsselrolle. Gleichzeitig betonen sie, dass der Wandel nur mit einem pragmatischen Ansatz gelingen kann.
Mit der schrittweisen Einführung und klaren wirtschaftlichen Anreizen wird das Ziel eines stabilen, vollständig erneuerbaren Energiesystems in Deutschland bis 2040 greifbar.