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August 16, 2025Mit Agri-Photovoltaik zu Deutschlands Solarzielen?
Enormes Potenzial für Solaranlagen auf Feldern und Obstanlagen: In Deutschland könnten Agri-Photovoltaik-Systeme (Agri-PV) mit einer installierten Leistung von bis zu 7.900 Gigawatt realisiert werden – ein Vielfaches der aktuellen Photovoltaik-Ausbauziele der Bundesregierung. Das zeigt eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE.
Effiziente Doppelnutzung: Landwirtschaft trifft Solarstrom
Anders als konventionelle Photovoltaikanlagen beansprucht Agri-PV keine zusätzlichen Flächen, sondern nutzt landwirtschaftliche Nutzflächen doppelt. Halbtransparente Solarmodule werden über Feldern oder Dauerkulturen wie Obstplantagen installiert – und schützen dabei gleichzeitig Pflanzen vor Hitze oder Hagel. In vielen Fällen kann dies sogar zu höheren Erträgen führen.
Studie untersucht alle landwirtschaftlichen Flächentypen
Die Untersuchung unter Leitung von Salome Hauger ist die erste, die sämtliche Formen landwirtschaftlich genutzter Flächen in Deutschland analysiert: Dauergrünland, Ackerflächen und Dauerkulturen wie Obst, Beeren oder Wein. Mithilfe eines Bodeneignungsindex wurden geeignete Standorte in fünf Eignungsklassen kategorisiert. Ausschlusskriterien waren z. B. Naturschutzgebiete oder mangelnde Sonneneinstrahlung.
Bis zu 7.900 GW installierbare Leistung – über dem Klimaziel
Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Selbst konservative Szenarien gehen von einem Agri-PV-Potenzial von 5.600 bis 7.900 Gigawatt aus. Zum Vergleich: Für die Klimaneutralität bis 2045 wird eine Photovoltaik-Kapazität von etwa 420 bis 693 Gigawatt benötigt. Bereits auf den am besten geeigneten Flächen könnten rund 500 GW realisiert werden.
„Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist die Rolle des Netzausbaus: Das Fehlen von Netzanschlusspunkten ist für viele Flächen ein einschränkender Faktor“, so Salome Hauger.
Regionale Fallbeispiele: Hamburg, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
In regionalen Analysen wurden konkrete Potenziale identifiziert, etwa im Stadtstaat Hamburg. Besonders im Alten Land und den Vier- und Marschlanden bieten Obstplantagen ideale Voraussetzungen. Allein bestehende Gewächshausflächen könnten 50 MW Leistung liefern.
Weitere Analysen für die Landkreise Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) und Breisgau-Hochschwarzwald (Baden-Württemberg) ergaben: Selbst nur die am besten geeigneten Agri-PV-Flächen könnten dort 16 % bzw. 12 % des heutigen Energieverbrauchs abdecken.
„Diese Studien liefern eine solide Datengrundlage für politische Entscheidungsträger und Interessengruppen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern und zur Erreichung der Klimaziele beizutragen“, sagt Anna Heimsath vom Fraunhofer ISE.
Ausblick: Agri-PV als Schlüssel zur Flächeneffizienz
Die Agri-Photovoltaik bietet eine praktikable und flächeneffiziente Lösung für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland. Besonders in dicht besiedelten Bundesländern und agrarisch geprägten Regionen könnte sie entscheidend zur Energiewende beitragen – vorausgesetzt, Netzinfrastruktur und regulatorische Rahmenbedingungen werden entsprechend angepasst.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE