
Photovoltaik-Abregelung 2024 fast verdoppelt: Ursachen, Zahlen und Folgen
April 3, 2025Verband der europäischen Photovoltaik-Hersteller fordert Borussia Dortmund zum Verzicht auf Module von JA Solar auf
ESMC kritisiert geplante Solaranlage auf dem Stadiondach wegen Herkunft der Solarmodule – Offener Brief an BVB-Geschäftsführung
Borussia Dortmund hat angekündigt, das Westfalenstadion mit der weltgrößten Photovoltaik-Anlage auf einem Stadiondach auszustatten. Partner sind unter anderem der Energiekonzern RWE und der chinesische Modulhersteller JA Solar, der 11.000 Full-Black-Module liefern soll.
Diese Entscheidung ruft nun deutliche Kritik hervor: Der European Solar Manufacturing Council (ESMC), ein Zusammenschluss europäischer Solarhersteller, fordert in einem offenen Brief, die Zusammenarbeit mit JA Solar zu beenden. Als Begründung verweist der Verband auf Menschenrechtsbedenken und auf die Sperrung von JA Solar auf dem US-Markt wegen Verbindungen zu Zwangsarbeit in der chinesischen Region Xinjiang.
Offener Brief aus Dortmund – an den eigenen Herzensverein
Der offene Brief stammt von Carsten Rohr, Co-Vorsitzender des ESMC und gebürtiger Dortmunder. Als bekennender Fan des BVB appelliert er an Geschäftsführer Carsten Cramer, den Vertrag mit JA Solar zu überdenken. Es gehe nicht nur um die Herkunft der Module, sondern um grundlegende ethische Werte.
„Durch die Wahl von JA Solar läuft der BVB Gefahr, sich mit einem Unternehmen zu verbünden, das in Praktiken verwickelt ist, die im krassen Widerspruch zu Werten wie Fairness, Integrität und Menschenwürde stehen – Werte, die Borussia Dortmund auszeichnen.“
Rohr hebt hervor, dass chinesische Marktpraktiken in den vergangenen Jahren maßgeblich zur Verdrängung der europäischen Solarproduktion beigetragen hätten – durch staatliche Subventionen, Umweltzerstörung und mögliche Ausbeutung von Arbeitskräften.
Appell für europäische Wertschöpfung
Der ESMC fordert den BVB auf, stattdessen mit europäischen Solarmodulherstellern zusammenzuarbeiten. Dies sei nicht nur ethisch geboten, sondern auch im wirtschaftlichen und industriepolitischen Interesse der EU.
In dem Schreiben heißt es weiter, dass europäische Modulhersteller bereitstünden, qualitativ hochwertige und faire Produkte zu liefern – und dass der BVB damit ein Zeichen für eine verantwortungsvolle Energiewende setzen könne.
Wiederholte Kritik an BVB-Partnerwahl
Bereits im Vorjahr stand Borussia Dortmund wegen eines Sponsoring-Vertrags mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall in der Kritik. Zahlreiche Fans und zivilgesellschaftliche Gruppen äußerten Unverständnis über die Zusammenarbeit mit einem Waffenhersteller. Nun wird erneut das ethische Profil des Clubs infrage gestellt.
Hintergrund: US-Markt-Ausschluss von JA Solar
JA Solar steht seit längerem auf einer Liste von Unternehmen, deren Produkte vom US-Markt ausgeschlossen wurden – wegen des Verdachts auf Zwangsarbeit in Zulieferketten aus Xinjiang. Die US-Behörden setzen seit 2021 verstärkt auf Importbeschränkungen bei chinesischen Solarkomponenten, die aus dieser Region stammen.
Fazit: Nachhaltigkeit ist mehr als CO₂-Vermeidung
Die Kritik des ESMC zeigt: In der Photovoltaik-Branche geht es zunehmend auch um transparente Lieferketten, faire Produktion und ethische Standards. Ob der BVB seine Entscheidung noch einmal überdenkt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Eine Stadion-Solaranlage, die mit europäischer Technik gebaut wird, hätte auch eine starke Symbolwirkung für faire Energiewende made in Europe.