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Mai 22, 2025Unternehmensallianz fordert: Flexibilität rauf – Netzentgelte runter
Ein Zusammenschluss führender Unternehmen der Erneuerbaren-Branche – darunter 1Komma5°, Elli, Enpal, GP Joule, IBC Solar, Lumenaza, Octopus Energy, Sonnen und The Mobility House – hat ein gemeinsames Positionspapier zur Reform der Netzentgelte vorgestellt. Mit dem Appell „Flexibilität rauf – Netzentgelte runter“ reagiert die Allianz auf die von der Bundesnetzagentur angestoßene Diskussion zur Neugestaltung der Entgeltsystematik. Ziel: Den prognostizierten Investitionsbedarf von über 700 Milliarden Euro bis 2045 für den Netzausbau möglichst zu reduzieren.
Investitionen gezielt lenken und Verbraucher entlasten
Nach Berechnungen des Bundesrechnungshofs entfallen rund 300 Milliarden Euro der Netzausbaukosten auf die Übertragungsnetze, der Rest auf Verteilnetze. Eine flexible, verursachungsgerechte Entgeltsystematik könnte diese Summen deutlich reduzieren, so die Einschätzung der Allianz. „Die derzeitige Struktur wird den zukünftigen Herausforderungen nicht gerecht“, heißt es im Positionspapier. Es brauche grundlegende strukturelle Reformen, um einen unkontrollierten Anstieg der Entgelte zu verhindern.
Prinzipien einer modernen Netzentgeltsystematik
Die Allianz fordert eine Systematik, die auf den Prinzipien Kosteneffizienz, Kostenreflexivität sowie einer zeitlich und örtlich differenzierten Verursacherzuordnung basiert. Dabei solle die Debatte nicht durch Fragen der Verteilungsgerechtigkeit oder Technologiespezifika verzerrt werden. Stattdessen solle das Entgeltmodell aus drei klar definierten Komponenten bestehen:
- Zukunftsinvestitionen: Dynamisches Netzentgelt in €/kWh, das zeitlich und regional variabel ist
- Netzbetriebskosten: Verursachungsgerechte Umlage auf Nutzer
- Residualkosten: Ggf. über Anschlussentgelte in €/kW mit staatlicher Unterstützung
Anreize für Flexibilität und Netzdienlichkeit
Ein zentrales Anliegen ist die Förderung netzdienlichen Verhaltens. So sollten negative Netzentgelte für flexible Verbraucher eingeführt werden – etwa bei zeitlich verschobenen Lade- oder Einspeiseprozessen. „Privilegierungen einzelner Kundengruppen dürfen die Anreizwirkung nicht verzerren“, so die Forderung der Allianz.
„Flexibilitäten in der Stromnutzung sind ein Schlüssel zur Reduktion der Netzkosten. Wer das Netz entlastet, muss dafür wirtschaftlich profitieren können.“
– Dr. Thomas Graf, Sprecher der Allianz und Geschäftsführer von Lumenaza
Einordnung und Ausblick
Die Reformvorschläge kommen zu einem kritischen Zeitpunkt: Der Bedarf an Netzausbau steigt mit dem Tempo der Energiewende und dem erwarteten Hochlauf von E-Mobilität und Wärmepumpen. Gleichzeitig drohen explodierende Netzentgelte zum Kostenfaktor für Industrie und Privathaushalte zu werden. Eine moderne Netzentgeltsystematik könnte hier einen doppelten Nutzen bringen: Investitionen vermeiden und Verbraucher entlasten.
Die Bundesnetzagentur hat angekündigt, die Vorschläge aus der Branche in die laufende Konsultation einfließen zu lassen. Eine Entscheidung zur Neuausrichtung der Netzentgelte wird noch für 2025 erwartet. Die Allianz kündigte unterdessen an, weitere Studien zur Wirkung flexibler Lasten auf den Netzausbau veröffentlichen zu wollen.