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November 18, 2024Hessischer Bauernverband kritisiert Freiflächen-Photovoltaik-Pläne der Landesregierung
Wiesbaden, 14. November 2024 – Der Hessische Bauernverband (HBV) äußert Bedenken gegenüber den neuen Plänen der hessischen Landesregierung zur Ausweitung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. In einer Stellungnahme warnt der Verband vor einem erheblichen Verlust an landwirtschaftlich genutzten Pachtflächen und fordert eine stärkere Einbindung der Landwirte sowie die Förderung von Agri-Photovoltaik.
Konflikt um Pachtflächen und Flächenverbrauch
Die Kritik des HBV richtet sich vor allem gegen die zunehmende Konkurrenz um landwirtschaftliche Pachtflächen. Nach Angaben des Verbandes sind rund 65 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Hessen gepachtet. Der Vorsitzende des HBV, Andreas Becker, erklärt: „Der hohe Pachtzins, den Betreiber von Freiflächen-Photovoltaikanlagen zahlen, führt zu einem Verdrängungseffekt, der unsere Landwirte erheblich unter Druck setzt.“ Laut Becker drohen den Landwirten dadurch „erhebliche Flächenverluste, ohne dass sie an den Erträgen der Anlagen beteiligt werden“.
Forderung nach Reglementierung und Agri-Photovoltaik
Der Bauernverband fordert die Landesregierung auf, klare Reglementierungen einzuführen, um den Wildwuchs von Freiflächenanlagen zu verhindern. Der Verband spricht sich zudem für die Förderung von Agri-Photovoltaik aus – eine Technologie, bei der die Solaranlagen so installiert werden, dass darunter weiterhin landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere Lebensmittelerzeugung, möglich ist. „Wir lehnen Freiflächen-Photovoltaik nicht grundsätzlich ab“, so Becker weiter, „aber es muss sichergestellt werden, dass die Landwirte vor Ort beteiligt sind oder dass echte Agri-PV-Projekte realisiert werden.“
Die Position der Landesregierung
Wirtschafts- und Energieminister Anna Müller (SPD) hatte kürzlich die Überarbeitung des „Solar-Katasters Hessen“ angekündigt und dabei betont, dass Freiflächenanlagen ein großes Potenzial für die ländlichen Regionen bieten – nicht nur zur Erzeugung erneuerbarer Energien, sondern auch als wirtschaftlicher Motor. Sie erklärte: „Freiflächen-Photovoltaikanlagen können zur regionalen Wertschöpfung und zur nachhaltigen Entwicklung beitragen.“ Müller wies zudem darauf hin, dass diese Anlagen aufgrund der minimalen Bodenversiegelung nicht als vollwertiger Flächenverbrauch gelten.
Branchenkontext und zukünftige Entwicklungen
Der Konflikt um die Nutzung von Freiflächen für Photovoltaikanlagen spiegelt eine breitere Diskussion innerhalb der Solarbranche wider. Während die Bundesregierung bis 2040 eine installierte Leistung von 200 Gigawatt auf Freiflächen anstrebt, wären dafür nur etwa 1,2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland notwendig. Dennoch bleiben Bedenken bestehen, dass der Druck auf die landwirtschaftliche Nutzfläche weiter zunehmen wird.
Der HBV fordert die Politik auf, den Ausbau von Photovoltaik stärker auf Konversionsflächen und ungenutzte Dachflächen zu konzentrieren, statt die landwirtschaftlichen Flächen zu belasten. Sollte die Landesregierung den Forderungen des Bauernverbandes nachkommen und eine stärkere Förderung von Agri-Photovoltaik umsetzen, könnten in Zukunft verstärkt Projekte entstehen, die sowohl zur Energieproduktion als auch zur landwirtschaftlichen Nutzung beitragen.
Die kommenden Verhandlungen zwischen dem HBV und der Landesregierung werden entscheidend sein, um einen Ausgleich zwischen den Interessen der Landwirtschaft und der Notwendigkeit zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu finden.