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Datum: 13. November 2024 | Autor: Stefan Müller
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat eine neue Studie veröffentlicht, die kosteneffiziente Pfade zur Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 aufzeigt. Die Studie nutzt das Energiesystemmodell REMod, um sektorübergreifende Transformationspfade zu analysieren. Die Modellierung erfolgt auf Bundesländer-Ebene und berücksichtigt aktuelle Entwicklungen wie Nachfrageänderungen und geopolitische Unsicherheiten.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Die ISE-Studie stellt vier Szenarien vor: „Technologieoffen“, „Effizienz“, „Beharrung“ und „Robust“. Im Szenario „Technologieoffen“ liegt der Schwerpunkt auf direkter Elektrifizierung, mit Wärmepumpen und batterieelektrischen Fahrzeugen als Schlüsseltechnologien. Im Szenario „Effizienz“ wird durch politische Maßnahmen und Verhaltensänderungen eine noch schnellere Transformation angestrebt. Das Szenario „Beharrung“ setzt auf fossile Technologien, während „Robust“ verstärkte Unsicherheiten berücksichtigt und auf einen höheren Ausbau der Windenergie setzt.
Kostenschätzungen der Transformationspfade
Die Analyse zeigt, dass die Transformation des Energiesystems im Szenario „Technologieoffen“ durchschnittlich 52 Milliarden Euro pro Jahr kosten würde, was etwa 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Das Szenario „Effizienz“ könnte die Kosten auf etwa 22 Milliarden Euro senken, während das Szenario „Beharrung“ mit 82 Milliarden Euro die höchsten Kosten verursacht. Gründe sind unter anderem höhere Importe synthetischer Energieträger und der Einsatz von CO₂-Abscheidungstechnologien.
Rolle der Erneuerbaren Energien und Wasserstoff
Ein starker Ausbau der Erneuerbaren Energien ist laut der Studie notwendig. Bis 2045 werden bis zu 308 Gigawatt Windkraft und 471 Gigawatt Photovoltaik benötigt, um den steigenden Strombedarf zu decken. Wasserstoff spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, wobei etwa zwei Drittel importiert werden sollen. Die Produktion erfolgt vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, während Batteriespeicher in Regionen mit hohem Photovoltaik-Anteil zum Einsatz kommen.
Fazit und Ausblick
Die Studie betont die Bedeutung der direkten Elektrifizierung für die Transformation des Energiesystems. Wärmepumpen dominieren die Heiztechnologie, und batterieelektrische Fahrzeuge sind im Individualverkehr die Norm. Der Stromverbrauch wird 2045 auf 1.150 bis 1.650 Terawattstunden geschätzt, was zwei- bis dreimal höher ist als heute. Atomkraft spielt in keinem der Szenarien eine Rolle, da die Kosten deutlich höher liegen als bei Erneuerbaren Energien.